Bambi ist ein Reh und trägt alle Fragen dieser Welt in sich. Doch eines Tages findet es keine Antworten mehr und sein Wald brennt ab. Das furiose Internet tritt in sein Leben und nichts ergibt mehr Sinn. Bambi, Klopfer und Stinktier Blume leben in einer WG und versuchen ein gutes Leben zu führen. Sie suchen nach einer Sprache für ihre Ohnmacht und Überforderung in einer Welt voller Probleme. Darin scheint nicht immer klar, ob die Realität dystopisch ist oder nur das eigene Erleben. Die Figuren sind ernsthaft, witzig, liebevoll, aber auch melancholisch, verzweifelt und immer voller Sehnsucht nach Klarheit und ewiger Freundschaft.
Bonn Parks Stücke werden beim Heidelberger Stückemarkt, dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens und bei den Mülheimer Theatertagen präsentiert. Erste Theatererfahrung machte Park im Jugendclub P 14 an der Berliner Volksbühne. 2018 erhielt seine Arbeit „Drei Milliarden Schwestern“ dort den Friedrich-Luft-Preis und er wurde 2019 von Theater heute zum besten Nachwuchsregisseur gekürt.
Mehr Informationen zur Inszenierung findet ihr hier.
Mit: Ali Aykar, Felicia Chin-Malenski, Eduard Lind, Eva Maria Schindele & Ensemble
Regie und Text: Bonn Park
Bühne, Kostüm, Marionetten: Paula Wellmann
Musik: Moritz Löwe
Licht: Thomas Krammer
Puppenbau: Katja Schümann-Forsen, Silvia Riehm-Dombek
Maskenbau: Silke Adams
Marionettenspielberatung: Anna Zamolska, Anton Bachleitner
Dramaturgie: Kirstin Hess
Theaterpädagogik: Thiemo Hackel
„Wieso brennt mein Wald und wieso geht das klar für alle?“ Bambi, das Reh, hat viele Fragen. Seine Freunde sind zu Kohle verbrannt, um ihn herum explodiert seine Welt „wie ein Röhrenfernseher“ – und irgendwie geht trotzdem alles immer weiter. Wie kann das sein? Und was ist falsch: Bambis Wahrnehmung oder die Welt? Bonn Park, Autor und Regisseur von „Bambi & Die Themen“, setzt die drei Hauptfiguren des Disney-Films in ein dystopisches Szenario. Kein heiler Wald, nirgends. Im Bühnenbild ist der Waldbrand auf Dauer gestellt, Dinosaurier stürzen die Papp-Hochhäuser der Miniaturmetropole um, eine Atomrakete aus Pappe durchstößt in Zeitlupe den Horizont. Bedrohungen sind in diesem kollabierenden Universum allgegenwärtig und Orientierungslosigkeit beherrschend. Philosophisch ist die Frage, die Bonn Park in seinem Stück stellt: Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Wohl kaum. Ein allgemeines Unwohlsein überträgt sich auch in der Inszenierung. Irgendetwas stimmt hier nicht. Sanft ist der Ton, in dem die Figuren alltägliche Grausamkeiten verhandeln und auch einander passiv-aggressiv attackieren. „Ist das schwebendes Unbehagen?“, fragen Blume und Klopfer ihren Freund Bambi. Da hat dieser eben seinen Doppelgänger, eine Miniaturversion seiner selbst als Marionette, mit deren Fäden in einem Fensterkreuz aufgeknüpft. „Nein“, flötet Bambi. „Das ist Selbstmord.“ Vor Tabus und unangenehmen Einsichten schreckt dieses Bühnenwerk nicht zurück. Und trifft damit das Lebensgefühl einer Generation, die weiß, dass ihre Existenz nicht mehr so bequem und wohlfeil verlaufen wird wie die ihrer Eltern. Dass allzu Vieles nicht stimmt – kein heiler Wald, nirgends. Und am Ende ist eben nicht immer alles gut. Sich gegen das Idyll sträubend, hat uns die Inszenierung, die eine (Gegen-)Lektüre des Disney-Films aus dem Weltkriegsjahr 1942 vornimmt, als eindrückliche künstlerische Setzung überzeugt. So mutig und aktuell kann Jugendtheater sein.
Elena Philipp
In Bambi und die Themen werden unter anderem die Themen, Tod, körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt, schwere Krankheit (körperlich und psychisch), Krieg und Umweltkatastrophen, Suizid, Tierquälerei, Kindesmissbrauch, Süchte, Blut, Sex angesprochen. Es wird Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Religion, des Geschlechts oder der geschlechtlichen Vielfalt, der sozialen Herkunft, der sexuellen Orientierung, des Alters, der Behinderung und des Aussehens thematisiert. Einige Zuschauer*innen könnten das beunruhigend finden.
Es wird mit Nebel und stellenweise Dunkelheit gearbeitet, dadurch können sensorische Reize durch den Geruch stimuliert werden.
Auf eigene Verantwortung anschauen, also selbst entscheiden, ob Sie sich von dem Stück getriggert fühlen könnten oder nicht.