Mit voller Wucht und dennoch virtuos protestieren die Tänzer*innen gegen soziale Ungleichheit und Diskriminierung. Der Tanzstil Krump ist getanzter Widerstand, geboren in der Schwarzen Community von L.A. Zur hoch emotionalen Musik „Le Sacre du printemps“ wird der Tanz zum Ausdruck innerer Widersprüche, Abgründe und unaussprechlicher Zustände jedes Einzelnen. Er verbindet die Gruppe in einem gemeinsamen Kampf um Freiheit, Teilhabe und Anerkennung. Tanzen, um zu überleben.
Krump ist ein kreatives Ventil für Aggression. Die Wut über die Wunden, die durch Ausgrenzung und Rassismus verursacht werden, wird vertanzt. Krump ist auch ein Zufluchtsort, der jungen Menschen auf der ganzen Welt eine familiäre Struktur bietet. Zugleich ist der Tanzstil eine Form der Selbstermächtigung angesichts des Gefühls von Ohnmacht gegenüber erfahrener rassistischer Gewalt.
Grichka Caruge ist mehrfacher Weltmeister und einer der besten Krumper Europas. Gemeinsam mit fünf Tänzer*innen aus der internationalen Szene erzählt er mit dieser Inszenierung eine Geschichte des Empowerments.
Mehr Informationen zur Inszenierung findet ihr hier.
Nach allen Vorstellungen finden direkt im Anschluss mehrere Nachgespräche statt, die maximal 90 Minuten dauern. Die Aufteilung auf die Gespräche erfolgt vor Ort. Es gibt immer auch räumlich barrierefreie Angebote. Informationen zu den Moderator*innen findet Ihr hier.
Tanz: Luka Austin Seydou, Solomon Quaynoo, Rochdi Alexander Schmitt, Mark Sheats, Émilie Ouedraogo Spencer
Choreografie: Grichka Caruge und Ensemble
Musik: Igor Stravinsky, „Le Sacre du Printemps“
Aufführungsrechte Musik: Boosey & Hawkes - Bote & Bock GmbH, Berlin für Hawkes & Son (London) Ltd.
Dramaturgie: Livia Patrizi
Produktionsleitung: Carola Söllner
Bühne und Kostüme: Silvia Albarella
Lichtdesign: Arnaud Poumarat
Technische Leitung / Licht: Martin Pilz
Vermittlung: Amelie Mallmann, Esmir Srdanovic
Eine Produktion von TANZKOMPLIZEN im Rahmen der Offensive Tanz für junges Publikum Berlin, in Kooperation mit Cie Art-Track (F) und mit freundlicher Unterstützung des Institut français, des französischen Ministeriums für Kultur/DGCA und des Centre Français de Berlin.
Krump ist ein schneller, äußerst expressiver Tanzstil – der afro-amerikanischen Community Los Angeles‘ entstammend. Auf deutschen Bühnen aber ist Krump, der zum weitgefächerten Genre Street Dance gezählt wird, noch eine neu zu entdeckende Kunstform. Mit „A HUMAN RACE – The Rite of Krump“ ist es den TANZKOMPLIZEN gelungen, eine ganze Inszenierung zu choreographieren, die nicht nur die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des Krump zum Besten gibt, sondern auch das, diesem Tanzstil immanente, Anliegen bestärkt: die Verhandlung von identitätspolitischen Fragen und die Rückeroberung von künstlerischer Gestaltungsfreiheit in einem sonst mehrheitlich normativ weiß dominierten Bühnenraum.
In einem aus Sand markiertem Kreis loten die Körper der fünf Tänzer*innen dabei die Fragen um das eigene Sein, Grenzen und Zugehörigkeit immer wieder neu aus. Ihre Bewegungen bergen sehr viel Emotionalität und Ausdruckskraft, zugleich auch ein hohes Maß an Präzision. Musikalisch begleitet werden sie von Igor Strawinsky’s „Le Sacre Du Printemps“. Das mag im ersten Blick irritieren, aber genau diese Irritation ist es, welche – sehr geschickt gewählt – dazu anregt, die eigenen Sehgewohnheiten und Vorstellungen über zusammenpassende Kunst neu zu befragen. Zugleich finden das – in seiner Entstehungszeit, wegen seiner Abweichung von der Norm, viel kritisierte – musikalische Werk Strawinsky’s und das Krumping der fünf Tänzer*innen sehr schnell zueinander: Musik und Tanz unterstützen sich gegenseitig und münden in ein feines und zugleich kraftvolles Ringen um Präsenz und Verhandeln von Ausgrenzung und Daseinsberechtigung. „A HUMAN RACE – The Rite of Krump“ beweist, wie präzise rassismuskritische Diskurse auf künstlerisch sinnlicher Ebene geführt werden können und wächst sogar, durch die Rückeroberung der Bühne, über den Diskurs hinaus – hin zu einer Neuschöpfung und Sichtbarmachung marginalisierter Kunst.
Antigone Akgün
In A Human Race – The Rite of Krump wird mit Nebel gearbeitet, dadurch können sensorische Reize durch den Geruch stimuliert werden.
Auf eigene Verantwortung anschauen, also selbst entscheiden, ob Sie sich von dem Stück getriggert fühlen könnten oder nicht.