Besondere Augenblicke
Seit 25 Jahren bin ich Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums (KJTZ) und darf in dieser Funktion seit 1999 das Festival AUGENBLICK MAL! als Künstlerischer Leiter gemeinsam mit meinen Kolleg*innen im KJTZ und den Mitarbeiter*innen der Produktionsteams gestalten. In dieser Zeit wurde aus dem Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen das Festival des Theaters für junges Publikum und AUGENBLICK MAL! hat sich immer weiterentwickelt. Wenn ich jetzt das Festival zum 13. und letzten Mal verantworte, scheint ein persönlicher Blick zurück angemessen zu sein. Zumindest fand die Redaktion der Website und des Festival Magazins, dass meine Erinnerungen an besondere Augenblicke aus dem vergangenen Vierteljahrhundert ein passender Beitrag für diese Publikation wäre.
Ein Lieblingsmoment fällt mir auf Anhieb ein. Es sind sogar viele Momente. Besonders berührt haben mich immer wieder die Augenblicke, wenn ich nach einer Festivalpremiere die Urkunde für die Teilnahme an das gastierende Ensemble überreichen durfte. Gemeinsam mit meinen Kolleg*innen aus dem KJTZ und den verschiedenen Produktionsteams habe ich diese Aufgabe immer gern übernommen. Zum einen, weil ich diesen symbolischen Moment als Ausdruck der Wertschätzung für die künstlerische Arbeit für Kinder und Jugendliche sehr wichtig finde und zum anderen, weil es immer wieder emotional berührend ist, die Freude und den Stolz der Darsteller*innen, die die Urkunde erhalten, zu erleben. Seit 2013 können alle Besucher*innen von Festivalpremieren diesen Augenblick der Würdigung erleben. Bis dahin hatten wir die Urkunden vor dem Festival im Anschluss an eine Vorstellung der eingeladenen Gastspiele an den Theatern vor Ort überreicht. Auch das waren schöne Momente, wenn sich das heimische Publikum mit seinem Theater über die Einladung freuen konnte. Damals waren die Urkunden eher schmucklos und sachlich, heute werden sie eigens im jeweiligen Festivaldesign von Holger Drees entworfen, der seit 2009 das Corporate Design für AUGENBLICK MAL! gestaltet. Und so finde ich bei meinen Besuchen in den Theatern für junges Publikum in ganz Deutschland immer wieder diese kleinen Kunstwerke an prominenter Stelle im Foyer aufgehängt, wo sie allen Zuschauer*innen des betreffenden Theaters verkünden: Ihr seid hier in einem preisgekrönten Theater! Und das macht sicherlich auch zukünftiges Publikum stolz auf sein Theater.
Die Würdigung des Theaters für Kinder und Jugendliche ist neben dem Angebot für den fachlichen Diskurs ein wichtiges Ziel von AUGENBLICK MAL! Das drückt sich auch in der Übernahme der Schirmherrschaft durch die Bundesjugendministerinnen der vergangenen Festivaljahre seit 1999 aus. Besondere Momente gab es in diesen Jahren, wenn die Schirmherrin des Festivals persönlich zur Eröffnung kam. Gleich bei meinem ersten Festival als Künstlerischer Leiter durfte ich die damalige Bundesjugendministerin und ehemalige letzte Präsidentin der Volkskammer der DDR, Dr. Christine Bergmann, im damaligen carrousel Theater (heute THEATER AN DER PARKAUE) begrüßen. Und wir mussten dann 20 Jahre darauf warten, dass wieder eine Ministerin das Festival AUGENBLICK MAL! miteröffnete. Nach Renate Schmidt, Dr. Ursula von der Leyen, Dr. Kristina Schröder und Manuela Schwesig, die allesamt Schirmherrinnen des Festivals waren und von Staatssekretär*innen und anderen Repräsentant*innen des Bundesjugendministeriums würdig vertreten wurden, besuchte 2019 mit Franziska Giffey erneut eine Ministerin die Eröffnung des Festivals. Und auch 2021 ließ sie es sich nicht nehmen und war beim Live-Stream der Eröffnung des Jubiläumsfestivals aus dem ATZE Musiktheater mit dabei und überraschte uns alle nicht nur mit ihren wertschätzenden Worten für das Festival, sondern obendrein mit einer kleinen Statuette des Berliner Wappentiers, die nun einen Ehrenplatz im Büro des KJTZ in Frankfurt hat.
Ich freue mich nun schon auf meine nächsten Lieblingsmomente bei AUGENBLICK MAL! 2023. Ich weiß jetzt schon, dass der Festivaltrubel und die Begegnung mit Bekannten und neuen Bekanntschaften ganz sicher zu meinen liebsten Augenblicken in den vergangenen fast zweieinhalb Jahrzehnten gehören werden. Denn nach den einsamen Momenten vor dem Bildschirm meines Laptops in einem leeren Berliner Hotel bei der digitalen Ausgabe von AUGENBLICK MAL! 2021, wird jede Begegnung mit unserem Festivalpublikum ein besonderer Moment werden.
Prof. Dr. Gerd Taube
Künstlerischer Leiter