Eine Jugend im Lockdown und ein Planet im Fieber: Der Piccolo Theater Jugendklub will drüber sprechen! In ihrer Inszenierung „Verdunkelung“ beschäftigte sich die Gruppe mit der Klimakatastrophe. Als sich die Jugendlichen für das nächste Stück mit dem Thema Pandemie auseinandersetzten, erkannten sie, dass das Grundthema blieb: Das fatale Einwirken des Menschen auf seine Umwelt. So entstand die Fortsetzung „Verdunkelung II“. Die Jugendlichen zeigen, dass das Pandemiethema Teil des Klimathemas ist und wie der Kapitalismus die Zukunft der jungen Generation und aller nachfolgenden Generationen aufs Spiel setzt.
Diese Inszenierung ist die erste von Jugendlichen für Jugendliche, die zum Festival eingeladen wurde. Das Piccolo Theater hat mit 14 verschiedenen Angeboten in den Bereichen Tanz, Figurenspiel und Theater für junge Menschen ab vier Jahren eines der am breitesten gefächerten kreativen Klub-Angebote in der deutschen Kinder- und Jugendtheaterlandschaft.
Mehr Informationen zur Inszenierung findet ihr hier.
Nach allen Vorstellungen finden direkt im Anschluss mehrere Nachgespräche statt, die maximal 90 Minuten dauern. Die Aufteilung auf die Gespräche erfolgt vor Ort. Es gibt für dieses Gastspiel immer auch ein Gespräch in Englisch (oder mit englischer Dolmetschung) sowie räumlich barrierefreie Angebote. Informationen zu den Moderator*innen findet Ihr hier.
Mit: Amy Münzenberger, Henriette Bayer, Luise Unger, Anne Fiedler, Zuzanna Pacholska, Justus Bothe, Lennart Gantzer, Florian Jähne, Dennis Selka, Courtney Bischoff und Leonhard Lorenz
Spielleitung: Matthias Heine
Choreografie: Zaida Ballesteros Parejo
Licht / Technik / Klavier: Konstantin Walter
"Wir bleiben hier"
Wofür sind wir hier? Auf der Welt. Im Theater. Die Frage, ob es ein kunstfeindlicher Akt sei, etwas Kartoffelbrei auf ein glasgeschütztes Gemälde zu werfen, hat vor einigen Monaten die Gemüter erhitzt. (Wenn auch nicht ganz so heftig wie „Klimakleber“ auf der Straße.) Der Jugendclub des Cottbusser Piccolo Theaters geht nicht auf die Straße und nicht in die Gemäldegalerie, aber er nutzt einen Raum der Kunst für ein Stück zu „Folgen und Herkunft der Pandemie im Spannungsverhältnis von Klimawandel, Kapitalismus und lebenswerter Zukunft“.
„Wir sind hier, wir sind laut“, hallt es bei Demos durch die Straßen und laut wird es auch im Theater, wobei die Aufführung u.a. besticht durch ihre Rhythmuswechsel, zu denen auch ein mehrminütiges Schweigen zählt. Die Jugend als Standbild wird angeschaut. Und schaut zurück. Erschöpfung oder Ruhe vor dem Sturm?
In verschiedenen Texten, teils zusammengetragen, teils selbst geschrieben, entsteht das Bild einer erkrankten Welt, einer Gesellschaft, die durch die Pandemie gespalten wird, die die Krankheit in sich trägt bzw. – als Menschheit auf einem gebeutelten Planeten – selbst die Krankheit ist und die sich radikal verändern muss, um eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.
Wer übernimmt dafür Verantwortung? Der Brief an ein zukünftiges Kind, das in diese Welt nicht geboren werden soll, zählt zu den traurigsten und aufrüttelndsten Momenten in dieser an emotionalen Hochs und Tiefs reichen Aufführung
Die Einladung zu AUGENBLICK MAL! ist auch eine Würdigung für die jahrelange und konsequente emanzipatorische Kinder- und Jugendarbeit am Piccolo Theater in Cottbus, wo zuletzt im Herbst 2022 ein AFD-Kandidat Aussichten auf den Oberbürgermeisterposten hatte.
Wofür ist ein Gemälde gut? Wofür ist Kunst gut? Nicht zur Ausflucht. Die Jugend auf dieser Bühne entzieht sich nicht, sie stellt sich und lässt nicht zu, dass man ihr die Zukunft klaut. Diese Jugend ist die Zukunft. Und sie bietet an, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Bitte mehr davon!
Winfried Tobias
LANGE VERSION
Wir bleiben hier
Wofür sind wir hier? Auf der Welt. Oder erstmal: im Theater. Die Frage ob es ein kunstfeindlicher Akt sei, etwas Kartoffelbrei auf ein glasgeschütztes Gemälde zu werfen, hat vor einigen Monaten die Gemüter erhitzt. (Wenn auch nicht ganz so heftig wie „Klimakleber“ auf der Straße.) Der Jugendclub des Cottbusser Piccolo Theaters geht nicht auf die Straße und nicht in die Gemäldegalerie, aber er nutzt einen Raum der Kunst.
Mit der Produktion „Die Verdunklung“ war die Gruppe bereits 2021 zum Theatertreffen der Jugend eingeladen. Für „Die Verdunklung II, Coronaleuchten“ haben sich die Jugendlichen nach eigenem Bekunden dafür entscheiden, weiter an dem Thema „Folgen und Herkunft der Pandemie im Spannungsverhältnis von Klimawandel, Kapitalismus und lebenswerter Zukunft“ zu arbeiten.
„Wir sind hier, wir sind laut“, hallt es bei Demos durch die Straßen und laut wird es auch im Theater, wobei die Aufführung u.a. besticht durch ihre Rhythmuswechsel, zu denen auch ein mehrminütiges Schweigen zählt. Die Jugend, ein Standbild auf der Bühne, will angeschaut werden. Und schaut zurück. Erschöpfung oder Ruhe vor dem Sturm?
In verschiedenen Texten, teils zusammengetragen, teils selbst geschrieben, entsteht das Bild einer erkrankten Welt, einer Gesellschaft, die durch die Pandemie gespalten wird, die die Krankheit in sich trägt bzw. – als Menschheit auf einem gebeutelten Planeten - selbst die Krankheit ist und die sich radikal verändern muss, um eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.
Wer übernimmt dafür Verantwortung? Der Entschuldigungs- und Liebesbrief an ein zukünftiges Kind, das in diese Welt nicht geboren werden soll, zählt zu den traurigsten und aufrüttelndsten Momenten in dieser an emotionalen Hochs und Tiefs reichen Aufführung.
Die Einladung zu AugenblickMal! ist auch eine Würdigung für die jahrelange und konsequente emanzipatorische Kinder- und Jugendarbeit am Piccolo Theater in Cottbus, einer Stadt, in der zuletzt im Herbst 2022 ein Kandidat der AFD Aussichten auf den Posten des Oberbürgermeisters hatte.
Wofür ist ein Gemälde gut? Wofür ist Kunst gut? Die Jugend, die wir auf dieser Bühne erleben, entzieht sich nicht, sie stellt sich und lässt nicht zu, dass man ihr die Zukunft klaut. Diese Jugend ist die Zukunft. Und sie bietet an, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Man sollte dieses Angebot annehmen.
Winfried Tobias
In Die Verdunkelung II – Coronaleuchten werden unter anderem die Themen, Tod, körperliche und seelische Gewalt, schwere Krankheit (körperlich und psychisch), Krieg und Umweltkatastrophen angesprochen. Einige Zuschauer*innen könnten das beunruhigend finden.
Es wird mit Nebel und stellenweise Dunkelheit gearbeitet, hinzu kommt der Einsatz von lauten Stimmen und Stroboskop. Dadurch können sensorische Reize durch den Geruch, durch schnell pulsierendes Blitzlicht und durch die Lautstärke stimuliert werden.
Auf eigene Verantwortung anschauen, also selbst entscheiden, ob Sie sich von dem Stück getriggert fühlen könnten oder nicht.